Nicht bei allen Sportarten sieht es gleich aus!
Warum Frauen beweisen müssen, dass sie Frauen sind.
Und wie sieht's im Turnen aus?
Viele Unterschiede kamen erst mit dem Geld
Warum du weniger auf weibliche Trainerinnen triffst
Warum Wohlfühlen wichtiger ist als Leistung.
„Ich wollte wissen,
wo sind meine Grenzen.
Wie kann ich
die Wettkämpfe gewinnen?"
Heide Ecker-Rosendahl
Es geht um mehr als die Trennung von Mann und Frau im Sport.
Die ersten Olympischen Spiele an denen auch Frauen teilnehmen durften, fanden im Jahre 1900 statt.
Das klingt irgendwie okay, oder?
Trotz dieser positiven Entwicklung haben sich Frauen jede olympische Disziplin erkämpfen müssen.
Statistiken sagen viel, Zeitzeug*innen sagen mehr
Nicht bei allen Sportarten sieht es gleich aus!
„Es gab Sportarten, da hat die Leistung der Frauen nicht so eine Akzeptanz bekommen. Ich glaube, das ist Sportarten abhängig."
„In der Leichtathletik habe ich mehr Toleranz erfahren können, als Frauen in anderen Sportarten. Bei uns gibt es immer Männer und Frauen. Da ist kein Neid."
„In der Leichtathletik werden wir gleichwertig behandelt, obwohl Frauen eben weniger Muskelkraft haben. In der Leichtathletik ist das halt so, das ist ein echter Wettkampf, da geht es um Zentimeter oder Sekunden. Da misst man sich gegeneinander. Egal ob dann die schnellste Frau gewinnt oder der schnellste Mann.
„Aufgrund von tendenziell höheren Testosteronwerten bei Männern haben Frauen im Durchschnitt 7% weniger Gesamt-Muskelmasse."
Im Jahr 1968 wurden bei den Olympischen Spielen Geschlechtsuntersuchungen als Teilnahmebedingung für alle Frauen eingeführt. Grund dafür war die Befürchtung, männliche Athleten könnten im Frauensport antreten und durch ihren Körperbau im Vorteil sein.
„Die Frauen können das auch alles..."
Warum Frauen beweisen müssen, dass sie Frauen sind.
„Wir mussten in der Leichtathletik einen Sex-Test machen.
Ich habe eine Urkunde, die zertifiziert, dass ich weiblich bin.”
Du willst deine
eigene Urkunde?
Im Jahr 1968 wurden bei den Olympischen Spielen Geschlechtsuntersuchungen als Teilnahmebedingung für alle Frauen eingeführt. Grund dafür war die Befürchtung, männliche Athleten könnten im Frauensport antreten und durch ihren Körperbau im Vorteil sein.
Und die Männer? Weil Frauen tendenziell “schwächer” sind und in der Hinsicht keine „Gefahr“ darstellen, wurden Männer nicht getestet.
„Ich kann mich noch gut erinnern, als wir in diesem Warteraum waren... Es war eine ganz komische Stimmung. Mulmig fast, ja, aufgeregt unsicher. Diese Verunsicherung: was ist denn, wenn jetzt bei diesem Test, bei diesen Sex Test rauskommt, ich bin nicht weiblich. Was mache ich damit? Ich wusste ganz genau, dass ich eine Frau bin. Und auf einmal tritt so eine Art Verunsicherung ein, die einfach von außen auf einen zukam.“
Hier geht’s zur
ganzen Geschichte
Und wie
sieht’s im
Turnen aus?
„Die Männer turnen viele Geräte, die mit Kraft zu tun haben, die wir Frauen einfach nicht machen können. Aber dann kommt bei den Frauen die Komponente Tanz am Boden dazu. Da spielen auch Choreografie, Musik und Ausdruck eine Rolle.“
„Beim Turnen sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen noch stark zu spüren, angefangen bei den Disziplinen."
Was ist dein
Bauchgefühl?
Viele Unterschiede kamen erst mit dem Geld.
Achtung! hier bloß kein Geld verdienen.
Warum das denn?
„Als der Amateur Paragraph aufgegeben wurde, bekamen die Männer zum Teil auch mehr Geld als die Frauen.
Bei der Meisterschaft in Zürich haben die Männer richtig Geld gekriegt. Die Frauen bekamen vielleicht ein Ührchen.”
Früher war das für olympische Athlet*innen verboten.
Wer Geld mit seinem Sport verdiente, durfte nicht mehr mitmachen.
„Als der Amateur Paragraph aufgegeben wurde, bekamen die Männer zum Teil auch mehr Geld als die Frauen.
Bei der Meisterschaft in Zürich haben die Männer richtig Geld gekriegt. Die Frauen bekamen vielleicht ein Ührchen.”
Bis in die 80er Jahre war olympischer Sport ausschließlich für Amateure. Im Sport ist eine Amateur ein Athlet, der im Gegensatz zum Profisportler kein Geld mit dem Sport verdient. Es gab keine Bezahlung und kein Preisgeld. Wer Geld mit dem Sport verdiente, wurde von den Spielen ausgeschlossen.
„Nach den Spielen 72 war ich bei einem Friseur, der sagte, ich schneid dir gerne die Haare umsonst, stell dann aber dein Foto ins Fenster. Da kam irgendwann ein Warnbrief vom Deutschen Leichtathletikverband, dass ich es unterlassen sollte, mich da frisieren zu lassen, sonst werde ich verwarnt.“
Mehr Geschichten
aus 1972?
„Wir hatten nicht die Wahl, Sport oder Beruf, wir mussten Beruf. Das gab es nicht anders.”
„Es ist klar, Frauen verdienen in den meisten Fällen weniger als die Männer. Das ist nichts Neues. Aber wir investieren genau die gleiche Zeit. Wir investieren Blut, Schweiß und Tränen und sind dadurch nicht weniger wert.“
In der Welt des Leistungssportes sind Sponsoren nicht wegzudenken. Insgesamt geben Unternehmen weltweit rund 30,9 Milliarden Euro für das Sportsponsering aus.
Was ist dein
Bauchgefühl?
Jährlich fließen rund 2.1 Milliarden Euro ins Sponsoring des Frauensports.
Die restlichen 93% gehen an die Männer.
„Der Trainer belohnt, der Verband belohnt, die Sponsoren belohnen. Das heißt, die monetäre Belohnung der Leistung ist eine Außensache und das ist vorwiegend in Männerhand.“
„Es ist immer vom Unternehmen abhängig, ob sie eine Frau oder einen Mann unterstützen.”
„Wenn du als Frau die Bezahlung innerhalb vom Verband kritisierst, bist du ein Nestbeschmutzer. Du kannst dich nicht mit den Sponsoren anlegen, weil wir auf die Sponsoren angewiesen sind. Auch die Verbände sind darauf angewiesen. Kritik zu üben ist ganz, ganz schwer.“
Wie ist deine Meinung
zu dem Thema?
Warum du weniger auf weibliche Trainerinnen triffst.
„Zu meiner Zeit hatten viele ihren Beruf und haben abends nebenher als Trainerin gearbeitet. Wenn Frauen dann anfingen, Familie und Kind zu haben, dann ging sowas nicht.”
„In den 70ern waren die Frauen, die Trainerinnen einfach noch nicht so anerkannt. Aber die Stellung der Frau in der Gesellschaft vor 50 Jahren war auch eine ganz andere.
Doch auch heute, ist die Geschlechterverteilung der Trainer und Trainerinnen der olympischen Athlet*innen nicht ausgewogen.
„Es ist ganz einfach: Du musst doppelt so viel leisten als Frau, bis du die selbe Akzeptanz bekommst wie Männer. Man muss viel mehr diskutieren, argumentieren. Man muss Ignoranz ertragen können.An meiner Trainerin habe ich das alles gesehen. Diese Nicht-Akzeptanz in der Trainer Welt. Letztendlich mussten wir durch Leistung den Männern zeigen: „Hallo, ich kann es doch! ” Und das ist uns total gelungen."
Der Sieg in München, das war ihr größter Triumph. Meiner auch. Aber es war für sie als Trainerin super. Diese Genugtuung...
Die Genugtuung des Triumphes innerhalb der Männerwelt!
Warum Wohlfühlen wichtiger ist als Leistung.
Ich fühle mich heute nicht so wohl. Kann ich meine Hose über dem Turnanzug anlassen?
Ja, klar. Aber wie ist es denn im Wettkampf? Also fühlt ihr euch da wohl?
Da ist das so. Wir kennen es nicht anders. Wir können nichts machen.
„Wir haben uns als Nationalmannschaft hingesetzt und einen Anzug designt. Wir haben den Turnanzug bei den Europameisterschaften 2021 das erste Mal präsentiert. Aus unsere eigenen Sportart waren viele überrascht, weil sie nicht wussten, dass das geht. Es ist eine schöne neue Möglichkeit sich in Wettkämpfen zu kleiden."
„Die anderen Trainer haben sich daran gewöhnt, kurze Turnanzüge zu sehen. Es heißt: „Das ist doch kein Turnen mit so einem langbeinigen Anzug.” Aber tagtäglich sehen sie, wie ihre Turnerinnen im Training lange Hosen tragen. Wieso sollten sie sich zum Wettkampf nicht so anziehen?"
„Also wir wollten einfach eine neue Möglichkeit bieten, dass Leute das tragen können, worin sie sich wohlfühlen. Und so ihre beste Leistung bringen. Wir verteufeln aber auch gar nicht die “normale” Variante des Turnanzugs."
Was sagst du zu
Kleidungsvorschriften im Sport?
„Wir haben auch Wert
darauf gelegt, dass wir
tolle Sachen anhatten,
die uns gefielen
und in denen wir uns
wohlfühlten, aber nicht
unter dem Aspekt,
damit attraktiv auszusehen.”
Heide Ecker-Rosendahl