Wie wichtig war es Otl Aicher in Verbindung mit den Spielen zu bringen?

| Prof. Dr. Dagmar Rinker

Otl Aicher, ein Kriegsverweigerer, welcher sich noch während des Regimes offen gegen die Hitlerjugend entschied, war zweifelsohne eine wichtige Persönlichkeit im gebeutelten Nachkriegsdeutschland.Der politische Aktivist nahm regelmäßig an Friedens-, sowie bürgerlichen Protestbewegungen teil. Immer dabei: Seine Frau Inge Aicher-Scholl. Die große Schwester von Sophie und Hans Scholl, der wohl bekanntesten Mitglieder der weißen Rose.Seine politischen Aktivitäten, sowie seine familiären Bande brachten seinen Projekten nach dem Krieg auch auf internationaler Ebene viele Unterstützer ein.

Wie innovativ war das Informationsdesign der Spiele wirklich?

| Prof. Dr. Dagmar Rinker

Aichers berühmte Olympia-Piktogramme wurden entwickelt, um eine zielgruppenlose Kommunikation zu gewährleisten. Eine universell lesbare Bildsprache, sollte dem internationalen Publikum der Spiele eine möglichst schnelle uns lückenlose Orientierung ermöglichen.

Warum wird das Design-Team um Aicher so selten erwähnt?

| Prof. Dr. Dagmar Rinker

Denkt man an Design im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen 1972, fällt kaum ein anderer Name als Otl Aicher. Das dieser in seinem eigens für die Spiele eingerichteten Büro in München mit zeitweise bis zu 40 Gestaltern zusammen arbeitete, wissen die wenigsten. Obwohl Aicher später sehr positiv über die Arbeit im Team sprach, werden Namen wie Rolf Müller (Artdirector), oder Elena Winschermann (Waldimama) nur selten erwähnt.

Welche designgeschichtliche Bedeutung würden Sie der Corporate Identity der Spiele zusprechen?

| Prof. Dr. Dagmar Rinker

Otl Aicher gilt als Vater der visuellen Kommunikation in Deutschland. Sein Können im Erschaffen einheitlicher Systeme bewies er schon vor den Spielen viele Male. Eines der wohl bekanntesten Beispiele hierfür: Die visuelle Neugestaltung der Lufthansa im Jahre 1962. Vom Logo bis zum Bordgeschirr, alles aus einem Guss. Trotzdem galt die, bis ins kleinste Details ausgearbeitete, visuelle Einheit der Spiele als bis dahin einmalig.

Wie wichtig waren die Spiele für das Rebranding Nachkriegsdeutschlands auf internationaler Bühne?

| Prof. Dr. Dagmar Rinker

Spielerische Leichtigkeit und Offenheit galten als Leitmotiv der „heiteren Spiele,“ oder “Regenbogenspiele,“ wie sie auch genannt wurden.Eine klare gestalterische Linie, ein striktes Rotverbot, strahlende Farben, sollten die Sommerspiele 1936 in Berlin in den Hintergrund rücken.

Wie entstand das extrem helle und freundliche Farbspektrum der Spiele?

| Prof. Dr. Dagmar Rinker

Der Ausdruck „Regenbogenspiele“ ist heute wohl allgemein bekannt und basiert auf der Farbcodierung der Spiele.Das Team bediente sich sechs Grundfarben, basierend auf den Spektralfarben des Regenbogens, welche durch Zusatzfarben, sowie durch Silber und Weiß ergänzt wurden.

Wie beeinflusste das Design der Spiele den internationalen Ruf deutschen Designs?

| Prof. Dr. Dagmar Rinker

Die Olympischen Spiele 1972 in München zeichneten sich unter anderem durch starke Farben, geometrische Formen und ihre einmaligen Piktogramme aus. Deutsche Präzisionsarbeit, neu gedacht. Leicht, energetisch, frisch. Ein Meilenstein deutscher Designgeschichte, welcher nicht nur den Ruf der Stadt, sondern der gesamten Nation veränderte.